III. Vom Opernturm zur Westarkade entlang der Bockenheimer Landstraße

Westend‑Konflikt und Hochhausbau

Von 1496 bis 1807 markierte die Bockenheimer Pforte, ein städtisches Haupt‑ und Zolltor, den Ausgangspunkt des Weges zum im Jahr 1895 nach Frankfurt eingemeindeten Bockenheim. Aus dem Weg erwuchs die 1.600 m lange Bockenheimer Landstraße, das Herz des gründerzeitlich geprägten Stadtteils Westend.

Bild zur Führung. Opernturm vor BHF‑Bank‑Hochhaus, 2018.
KfW Westarkade in Frankfurt am Main, 2018.
Frankfurter Opernturm, 2017.
Bild links: Opernturm in Frankfurt, 2017.
KfW Westarkade, Frankfurt 2017.
Bild rechts: „Farbstrichgebirge“ Westarkade, 2017.

Das erste bekannte Bauwerk auf dem Gelände des heutigen Opernturm‑Ensembles war eine hölzerne Kirche der Calvinisten zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert gelangte das Areal in den Besitz der Bankiersfamilie Rothschild. Der Bau des 68 m hohen Zürich‑Hauses an dieser Stelle 1960, des ersten Frankfurter Hochhauses in Form einer „Kiste“, war der Auftakt der Entwicklung des Westends zum heutigen City‑Erweiterungsgebiet. Dazu ein Zitat des 2008 emeritierten Professors für Gestaltung und Architekturtheorie an der Universität Siegen Ulf Jonak: „Eine der ersten Handlungen in Zeiten des Goldrausches ist es, Pflöcke in den Boden zu rammen, Markierungsstäbe also, die voraussichtlich gewinnträchtige Areale abstecken, womöglich den Verlauf von Goldadern kennzeichnen. Ein bildhaftes Geschehen, übertragbar auf die Frankfurter Szenerie zu Beginn der sechziger Jahre.“

Nachfolgebauwerk des Zürich‑Hauses ist der 2009 unter dem Architekten Christoph Mäckler fertiggestellte 170 m hohe Opernturm. Beim Opernturm verwendeten die Ingenieure erstmals im Hochhausbau den hochfesten Betonstahl SAS 670. Die hellgelb‑beige Natursteinfassade besteht aus portugiesischem Kalkstein mit dem klangvollen Namen „Creme Royal“.

Johann Kaspar Zehender, Prospekt gegen Bockenheim, Frankfurt 1772.
Johann K. Zehender, Bockenheimer Landstraße, 1772.

Eine weitere Station der Stadtführung sind die leicht verdrehten, gläsernen Doppeltürme des WestendDuos von den Frankfurtern KSP Engel und Zimmermann Architekten. Das WestendDuo aus dem Jahr 2006 entstand auf dem Areal des zuvor niedergelegten Hochtief‑Hauses des Architekten Egon Eiermann. Förder‑ und Schluckbrunnen reichen dort 140 m tief in den Frankfurter Kalkstein. Grundwasser mit einer ganzjährigen Temperatur von 18 bis 21 Grad Celsius sorgt über Wärmetauscher und im Winter über zusätzliche Wärmepumpen für angenehme Temperaturen in den Gebäuden.

Schwerpunkt der Stadtführung ist der Westend‑Konflikt der 1960er und 70er Jahre. Der Westend‑Konflikt mit der Verdrängung angestammter Bevölkerungsteile und dem Einzug des tertiären Sektors, Spekulation, baulichem Verfall und Hochhausbau ist äußerst vielschichtig. Investoren erhielten an Bedingungen geknüpfte Befreiungen nach Paragraph 31 des Bundesbaugesetzes (jetziger Titel: Baugesetzbuch), mit denen sie die im geltenden Bebauungsplan gültigen Geschossflächenzahlen weit übertreffen konnten. Der Fingerplan von 1968 war im städtebaulichen Chaos der damaligen Zeit ein erster Ordnungsversuch, der entlang von Ausfallstraßen und Linien des Schienenverkehrs Verdichtungsachsen mit Hochhäusern für Büronutzung vorsah. Bis zur Verabschiedung eines Bebauungsplans für das Westend 1977 wurden für rund 150 Objekte Befreiungen genehmigt.

Im Westend kam es 1970 zu den ersten Hausbesetzungen der Republik. Der aus vier Patrizierhäusern bestehende „Block“, gelegen an der Ecke der Bockenheimer Landstraße zur Schumannstraße, galt als Zentrale der Hausbesetzer. Zu den Besuchern der Häuser gehörten prominente Beteiligte der sogenannten „Putzgruppe“. „Putz“ stand in Frankfurt für Randale. Scherzbolde in der Szene kolportierten, es sei eine Abkürzung für „Proletarische Union für Terror und Zerstörung“.

Den Abschluss der Stadtführung entlang der Bockenheimer Landstraße bildet die 59 m hohe Westarkade, das „Farbstrichgebirge“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau der Architekten Sauerbruch Hutton. In der dynamisch geregelten Druckringfassade, einer Fassade mit einem 70 cm breiten Zwischenraum, wird in Abhängigkeit von Windrichtung, Winddruck und ‑differenzen, Temperatur und Sonneneinstrahlung ein leichter Überdruck erzeugt. Ziel ist es, unerwünschte Luftströme zu minimieren. Das Gebäude wurde 2011 vom „Rat für Hochhäuser und städtischen Lebensraum“ als das beste Hochhaus der Welt ausgezeichnet.

Stadtführung für Gruppen

Dauer:
Je nach Wunsch 2 bis 3 Stunden.
Treffpunkt:
Honorar:
Bis 10 Gäste:
11–20 Gäste:
21–30 Gäste:
85 
115 
150 
Euro pro Stunde,
Euro pro Stunde,
Euro pro Stunde.
Beispiel: Eine Gruppenführung für 15 Gäste über eine Dauer von 2 Stunden kostet somit insgesamt 230 Euro.
Alle Preise enthalten die gesetzliche Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent. Eventuell fällige Eintrittspreise und Zusatzleistungen sind im Honorar nicht inbegriffen.
Anfrage:
Wenn Sie Interesse an der Hochhaus‑Führung „III. Vom Opernturm zur Westarkade entlang der Bockenheimer Landstraße“ haben, kontaktieren Sie mich bitte per Formular oder E‑Mail.
Signet von stadtfuehrung.engineer. Technisch-historische Führungen in Frankfurt.
Bild zur Führung. Opernturm an der Bockenheimer Landstraße, 2018.